sitz Siebenter Abschnitt.
fqhrern, wie er sie nur in seinem jetzigen Vater-
lande, Portugall, finden konnte, sein großes Vor-
haben zur Ausführung bringen zu können. Denn
daß auch Johann der Zweite, der erst vor kurzem
einen Pedro de Coviilam und Alphonso de Payra zu
Lande nach Abyssinien, und den Bartholomao Dia;
zur See nach Indien gesandt hatte, so ungezwei-
fe!t vortheilhaste Vorschläge ebenfalls zurückweisen
werde, ließ er sich wohl von ferne nicht in den Sinn
kommen. --- Colombo war dem Könige bereits von
einer nicht unvortheilhaften Seite als Seemann
bekannt; um so eher konnte er wenigstens Aufmerk-
samkeit und sorgfältige Prüfung seiner Vorschlage
erwarten. — Hierin fand er sich auch nicht betro-
gen. Johann widmete ihnen beides: und da er, oh
wohl keineswegs ganz ohne Kenntnisse dieser Art,
sich doch nicht Einsicht und Erfahrung genug zu-
traute, um darüber zu entscheiden, so übertrug er
die nähere Prüfung derselben den Männern, denen
er die meiste Fähigkeit einer richterlichen Entschei-
dung zutraute, und die er gewöhnlich zu Ra/he zu
ziehen pflegte. — Diese waren; der Bischof von
Ceuta, und zwei jüdische Aerzte, die in dem Rufe
standen, große Cosmographen zu seyn. — Diesen
drei Männern war auch die Aufsicht über die Ent-
deckungsreisen anvertraut, und der Plan, nach wel-
chem man dabei verfuhr, rührte zum Theil von
ihnen her, und war wenigstens völlig von ihnen
febjlligt. Natürlich waren sie nun auch für diesen
flan, und eben so natürlich gegen jeden andern ein-
genommen, der von diesem abwich, oder gar ein
entgegengesetztes Verfahren angab. Und ein empi-
rischer Seemann — denn dafür galt ihnen Colombo
nur sollte einsichtsvoller seyn, als so große ge-
lehrte Eosmologen? Schon vor der Untersuchung
stand daher bei ihnen die Ueberzeugung, oder viel-
mehr der Schluß fest, daß des Colombo Plan
nichts tauge und verworfen werden müsse. — In-
dessen, da der König nicht der Mann war, den man
mit Machtsprüchen abfertigen konnte, so suchten sie
sich für diesen einen genugthuenhen Beweis zu ver-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König]]
Extrahierte Personennamen: Johann Pedro_de_Coviilam Alphonso_de_Payra Johann Johann
134 Vierter Abschnitt.
Heiken seiner Zeitgckiossen spottete. Bei jeder Fadel
und jedem Sinngedicht scheint er den Spruch Jean
Paul's in Gedanken gehabt zu haben: „Die Men-
schen soll keiner belachen, als einer, der sie recht
herzlich liebt."
Du, mein Bester, kennst die Würde des Berufs,
ein Lehrer der Menschheit zu seyn; kennst die Se-
ligkeit dessen, der auf seine Werke mit dem Bewußt-
seyn hinblickt, daß kein Ankläger gegen sie auftreten
wird. Du stimmst mir bet , daß Pfeffel ein glück-
licher Mann war. Und er war es bis all sein Ende!
„Hatten sie meinen Vater noch den Tag vor feinem
Abschiede gesehen!" schrieb seine jüngste Tochter an
-inen ihrer hiesigen Freunde. „Ich las ihm: Aus-
sichten in die Zukunft vor. Wie er die zit-
ternden Hände faltete, und in die Höhe hob! Sein
ehrwürdiges Haupt umstrahlte himmlische Freude.
Ich sah einen Heiligen in ihm; er gehörte schon dem
Himmel an."
I. G. Jakobi.
'Yr ' . . :1 '.Mt. n -f'miu.r
3. Rahener an Gellere.
. '- . fü ’, 4 , 0- ^ . -- ' '■ ' J *'
Liebster Gellert!
Aus ineinem Briefe an den Herrn Commissions-
rath, den ich Herrn W. *. vor etlichen Tagen zu-
gestellt, werden Sie einige Nachricht von meinem
traurigen Schicksal ersehen haben. Erlauben Sie
Mir, daß ich mich auch mit Ihnen davon unter-
halte, denn ich finde eine große Beruhigung darin,
wenn ich einem so lieben Freunde, wie Sie find,
mein Unglück klagen kann. Was die Umstände
dieser Belagerung überhaupt betrifft, so werde ich
mich dabei wenig aufhalten, und mich auf ein Ta-
gebuch beziehen, welches unter der Autorität unsers
Gouverneurs heute herausgekommen, und sehr zu-
verlässig ist; nur von meinen eigenen Zufällen will
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort]]
59
Mit Arm und Fuß er rudert und ringt;
Der schwere Panzer ihn niederzwingt.
L. Uhland.
86. Schätze richtig.
Schätze nicht das Eilende über das Weitende! Setze nicht
das Nichtige über das Wichtige! Was du -hast war' über-
schwenglich, wär' es nicht vergänglich; deine Rast wär' ein Be-
hagen, erwachtest du nicht zu Klagen; dein Pallast wär' ein
festes Thor, stünde nicht pochend der Tod davor. Halte dich
nicht geborgen, denke heut' an dein Morgen.
R ü ck e r t.
37. Neun Sprüchwörter mit Auslegung.
Sinnsprüche und Sprüchwörter, insonderheit religiöse, sind
immer viel gelobet, auch fleißig zusammengetragen worden und
planmäßig; ich erinnere an die treffliche Arbeit Sailers: Die
Weisheit auf der Gaffe, Augsb. 1810. Auch sind die religiösen
Sprüchwörter besonders gestellt, und namentlich diejenigen, „welche
aus einem gottlosen und unchristlichen Sinn hervorgegangen oder von
demselben umgeschmolzen sein mögen," für sich zusammengestellt mit
Lehre und Warnung: Schöner's Sprüchwörter, womit sich laue Chri-
sten behelfen. Nürnberg bei Raw, 1802. Solche Sprüchwörter
nebst recht kräftigen Schlagworten dawider in: Hauptinhalt der
christlichen Lehre. Friedrichstadt 1805, von dem Christenmanne,
welcher im Lichte Gottes sah bei dem Mangel des Augenlichts,
von Pastor Zpsen zu Erfde, Herzogth. Schleswig. Freilich,
diese bösen Sprüchwörter verschwinden aus der Sprache, das ist
wol gut, aber die frommen auch, das ist schlimm, wie die
Sprüchwörter und sprüchwörtlichen Redensarten überhaupt, und
das ist vielfach Schade. Sie sind noch nicht einmal alle zu
Buch gebracht, von daher sie einst wiederum könnten unter die
Leute kommen; und wenn sie auch alle gesammelt wären: in
Büchern zu stehen, dazu sind sie wahrlich nicht gemacht oder
gegeben, sondern in der Welt umher zu gehn, die Köpfe zurecht
zu setzen, die Herzen zu regieren, die Menschen bei Haufen zu
führen, mit einem Wort, daß Mulct, Prisen und Kantschu
seltener nöthig sind, daß Frömmigkeit und Gerechtigkeit sich
begegnen, Freude und Friede sich küssen, und alle häusliche
Tugenden zu beiden Seiten als Zuschauerinnen stehn und nach-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort]]
272
teten, ging von hier eine hohe christliche Glaubenskraft aus,
die nach vielen Seiten hin belebend und erweckend einwirkte.
Der von ihr beseelte Mann Gottes aber, den die katholische
Kirche, wenn er einer der Ihren gewesen wäre, als Heiligen
verehrt hätte, war Johann Caspar Lavater.
Er war in Zürich geboren 1741; sein Vater war geach-
teter Arzt und Regierungsmitglied. Schon der siebenjährige
Knabe pflegte mit einer Inbrunst zu beten, daß der aufmerksame
Beobachter leicht entdecken konnte, wozu sich dieser Keim ent-
wickeln mußte. Der junge Lavater beschloß Geistlicher zu wer-
den, und widmete sich mit hoher Freudigkeit diesem Berufe.
"Ich achte alles für Schaden gegen die Alles übertreffende Er-
kenntniß Christi," war der Wahlspruch seines begeisterten Wir-
kens und Lebens geworden. Mit der größten Gewissenhaftigkeit
führte er Tagebücher, in welchen er jeden Tag sein ganzes Thun
und Lassen streng prüfte und zu veredeln bemüht war. Auf der
ersten Seite desselben fanden sich folgende zwölf Hauptgmnd-
sätze, nach denen er sein Tagewerk einrichtete, verzeichnet:
1) Ich will des Morgens nie ohne Dank und Gebet zu
Gott, und ohne den Gedanken aufstehen, daß es vielleicht zum
letztenmale geschehe.
2) Ich will nicht an mein Geschäfte gehen, ohne vorher
an einem einsamen Ort Gott auf den Knieen um seinen Segen
angefleht zu haben.
3) Ich will bei Allem, was ich vornehme, denken, ob ich
es auch, wenn Jesus Christus selbst gegenwärtig wäre, thun
würde.
4) Ich will jeden Tag einige Kapitel im Neuen Testament
lesen, und für jeden Tag einen Spruch besonders auszeichnen,
und ihn oft bei mir wiederholen.
5) Jeder Tag soll wenigstens mit einem besondern Liebes-
werk bezeichnet sein.
6) Jeden Tag will ich meinen Hausgenossen in's beson-
dere nützlich zu werden mir angelegen sein lassen.
7) Ich will nie so viel essen und trinken, daß ich die
mindeste Hinderung in meinen Geschäften davon verspüre.
^ 8) Wohin ich immer gehe, will ich vorher zu Gott beten.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Johann_Caspar_Lavater Johann Jesus_Christus
513
hätte. Doch wurde selbst unter den schauderhaftesten Verfol-
gungen die Heerde Christi nicht aufgerieben, zwar zerstreuet,
aber eben dadurch das Evangelium in alle Lande getragen und
verbreitet. Unter namenlosen Qualen behaupteten sie standhaft
und treu ihren Glauben bis in den Tod: so Ignatius, Bi-
schof von Antiochien, der unter Trajan den Märtyrertod erlitt,
so Justin und der Bischof Polykarp von Smyrna unter
Mark Aurel, so auch der Bischof Cyprian von Karthago unter
Decius, und mit ihnen viele, viele andere Jünger des Herrn.
Ihr Glaube aber war der Sieg, der die Welt überwand. Und
während Diokletian's Säule alsbald stürzte, leuchtete das Chri-
stenthum wie ein Sonnenblick über die Welt hin.
4. Was nun Übles die römischen Kaiser in harten Ver-
folgungen der christlichen Kirche zugefügt hatten, das suchte
Kaiser Consta nt in der Große wiederum zu vergelten durch
vielfache Erweise von Wohlwollen, als er 323 zur christlichen
Religion übertrat. Um die durch den Geistlichen Arius veran-
laßten Streitigkeiten über die Gottheit Christi zu schlichten, be^
rief Constantin 325 eine allgemeine Kirchenversammlung nach
Nicäa. Die Versammlung bestand aus 318 Bischöfen, im
Ganzen aus 600 Geistlichen. Nur etwa 2o Bischöfe standen
auf Arius Seite, alle übrigen aber entwarfen und unterschrieben
in Einheit das erste allgemeine christliche Glaubensbekenntnifi,
daö schöne Nicäische. Für dieses und gegen Arius kämpfte be-
sonders der glaubensstarke Athanasius, Erzbischof von Aler-
andrien. Und daß die Kirchenlehrer sich umgürteten mit dem
Schwert des Glaubens, war um so nöthiger, da auch z. B. der
Kaiser Julian der Abtrünnige wieder Unterdrückungen der
Christen zu Wege brachte. Doch sprach auch noch er kurz vor
seinem Tode: O Galiläer, du hast gesiegt! Und der Herr siegte
immer mehr, indem sein Geist sich tüchtige Diener erweckte.
Im 4. und 5. Jahrhundert lebten viele geistes- und glaubens-
starke Kirchenlehrer, vom Herrn berufen, das Evangelium lauter
und rein zu verkündigen. So Athanasius, Ambrosius
von Mailand, Chrysostomus und ganz besonders Augu-
stinus, Bischof von Hippo, eine Säule der christlichen Kirche.
5. Doch war nicht in allen Bckcnucrn Jesu ein solch innerliches
und lebendiges Christenthum. Viele, selbst von den Dienern der Kirche,
sahen leider nur auf das Äußere oder wol gar auf das Ihre. Wie
überhaupt durch Constantin und seitdem die Kirche Christi an äußerer
Macht und äußerem Glanze gewann, und das Heidenthum sci-
33
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken]]
TM Hauptwörter (200): [T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Christi Ignatius Justin Cyprian_von_Karthago Decius Consta Constantin Julian Athanasius Chrysostomus Constantin
Extrahierte Ortsnamen: Smyrna Christi Nicäa Mailand Jesu Christi
514
nein Falle nahe kam und das Judenthum bereits vergessen war, so
verlor sic als Kirche doch auch wiederum., an innerer Krasl und
Lauterkeit des Glaubens. Die Übel traten immer deutlicher
bervor. Uneinigkeit und Herrschsucht entehrte die Gcisilichen, als
Führer der Heerde; die Neigung zum Mönchöwcscn griff störend in
das Berufsleben des Volkes, besonders durch Benedikt von Nursia;
Heiligenbilder bedrohten mit einem neuen Götzendienst die Kirche;
Anbetung der Märtyrer und ihrer Reliquien führte irre die
Andacht, und Schlaffheit der Sitten und einst verabscheute Laster
fingen an zu entehren den Christcnnamcn.
Unter solchen Umständen trat im Jahre 622 Muhamed, ein
Nachkomme Jsmacls, auf und ward Gründer einer neuen Religion,
des Islams. Er lehrte den Einen Gott, bekannte Mofes und Christum
als Propheten, sich selber aber als den verheißenen Tröster. Seine
Lehre legte er nieder in einem Buche, Koran genannt. Und da er
durch Feuer und Schwert den neuen Glauben zu verbreiten lehrte, so
raubte er der christlichen Kirche viele Länder in Asien und Afrika, wo
sie früher herrlich geblüht hatte, und drang endlich siegreich in Europa
ein. Da ward das Wort des Herrn erfüllt, das er vor dritthalb tau-
send Jahren dem Abraham gesagt hatte: Ich will den Ismael zum
großen Volk machen; er wird aber ein wilder Mensch sein; seine Hand
wider Jedermann, und Jedermanns Hand wider ihn. Muhamed war
eine schwere Zuchtruthc für die christliche Kirche. Aber das Salz war
ja auch dumm geworden.
Daö Hauptvcrderben für die Kirche Christi aber war, daß unter
den Bischöfen oder Patriarchen zu Rom, Alexandrien, Antiochien und
Constantinopel der Bischof von Rom, indem er den Vorrang des
Apostels Petrus geltend machte, sich immer mehr Gewalt und die
alleinige Herrschaft über die Kirche Christi anniaßtc, sich zum Papste
machte und sich für den Statthalter Christi auf Erden erklärte.
Diese Herrschsucht der Päpste wurde immer größer, ihre Streitigkeiten
mit den Fürsten immer häufiger, ihr Hochmuth immer unerträglicher
und ihr unchristlicher Sinn immer deutlicher. Den Päpsten folgten auf
diesem Wege die Bischöfe in den einzelnen Ländern, und deq Bischöfen
die Geistlichen in den einzelnen Gemeinen. Christenthum und Welt,
Kirche und Staat waren so zum zweiten Male in einen offenen und
verderblichen Kampf gerathen.
6. Während nun der größte Theil der morgenländischen
Kirche vom Islam überschwemmt wurde und die abendländische
immer mehr an Lauterkeit und innerer Kraft verlor: fand das
Evangelium einen neuen Eingang unter den heidnischen Völkern,
welche seit dem 4. Jahrhundert das römische Reich bestürmten.
Unter die Gothen an der Donau verbreitete Ulphi las (359)
das Evangelium, und übersetzte ihnen das Wort Gottes in ihre
Sprache. Unter den Galliern war besonders der Bischof
Martin thätig, so daß man ihn den Apostel der Gallier nennt.
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester]]
Extrahierte Personennamen: Benedikt_von_Nursia Abraham Apostels Petrus Christi Hochmuth Martin Apostel
Extrahierte Ortsnamen: Asien Afrika Europa Christi Rom Constantinopel Rom Christi Donau Gottes
539
D i e Kirche.
Als man einst dem englischen Advokaten Dulton einwarf, daß zwi-
schen den Kirchen von England und Rom nur eine papicrnc Scheide-
wand sei, erwiderte er: »Ja, aber die Bibel ist daraus gedruckt!-- —
Die Kirche ist ein Garten Gottes mit himmlischen Pflanzen. Mit-
ten darin ein lebendiger Quell, dessen Wasser sich durch den ganzen
Garten ergießet und alle Pflanzen dieses Gartens befeuchtet, so daß sic
fröhlich grünen und dem Himmel entgegen wachsen. —
->Die Kirche ist die Erziehungsanstalt der Menschheit für das ewige
selige Leben — ein Vorhof des Himmels.
-Wer alle Kirchen für gleich gut hält, der wird bald alle für
gleich schlecht halten.--. Raumer. — Selbst die Mnhamcdancr halten
cs für eine Haupikctzcrei. daß alle Religionen für gleich gut zu halten
wären- Harms. — -Kirchcngebräuche mögen verschieden sein, aber
die Glaubenslehren einer Kirche, wer die nicht' annimmt, der gehöret
nicht zu ihr. — Wer aber die Wahrheit überall (in verschiedenen Kir-
chen) zerstreuet findet, mit Irrthum gemengt, die reine Wahrheit nir-
gends, der ist ein lirchloscr Mensch und ist, er selber find' cs so oder
nicht so, demjenigen Armen zu vergleichen, welchen keine Commünc
als ihren Angehörigen ansehen zu dürfen meint. — Da sind Tausende,
welche sprechen und vermeintlich mit Bibelwort: Jeder wird seines
Glaubens selig. Allein das steht in der Bibel nicht; der Spruch,
welcher cs sei» soll, heißt nicht so, sondern, und an zwei Stellen Hab.
2. 4. und Röm. 1.: Der Gerechte wird seines Glaubens leben.
Und Ap. Gcsch. 4, 12.: Es ist in keinem andern Heil re. re. — Irret
euch nicht; wer die Kirche nicht zur Mutter haben mag, der kann Gott
nicht zum Vater haben oder behalten. Ihr irret euch, wer keine Kir-
che hat, der hat keine Religion. — Diejenige Kirche, von der hier ge-
lesen wird, die nicht neu und nicht alt ist, die nicht zu suchende, sondern
zu glaubende, hat als ihre drei Thüren die drei Sprüche: 1. Gott
war in Christo, 2 Kor. 5. 2. Es ist in keinem andern Heil. Ap.
Gcsch. 4, 12. 3. Der Herr kennt die Seinen, und es trete ab von
der Ungerechtigkeit, wer den Namen Christi nennet. 2. Tim. 2.-- Harmö
im Gnomon.
Wenn dich Jemand fragt: -welcher Kirche gehörst du an-, so ant-
worte (wle einst der Bischof Patianus): -Mein Name ist Christ, mein
Vorname Katholisch- (Evangelisch, Lutherisch, Rcformirt —). —
Kaiser Karl V., der die Krone niedergelegt und dafür das Ge-
wand eines Einsiedlers angelegt hatte, bemühte sich vergeblich, seine
vielen Uhren in einen durchaus regelmäßigen Gang zu bringen, und
einstmals rief er nachdenklich aus: -und doch will man allen Menschen
einerlei Glauben aufzwingcn!- —
Hiezu Gnomon: Dic Kirche Nr. 169 — Ansprüche der Kirche
an das bürgerliche Leben Nr. 185 — Widersprüche
Nr. 170 — Das Land der Herrlichkeit aus der jetzi-
gen Erde Nr. 186 —Das Land der Herrlichkeit
Nr. 187. —
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land]]
Extrahierte Personennamen: Dulton Harms Gott Christi Tim Karl_V. Karl_V.
519
lichcs Beispiel. Als ein mächtiger Gebieter stand der Papst über Allem.
was hoch dieß in dieser Welt. Eine solche Macht konnte freilich in der
Hand eines gottseligen.mannes ln jenen rohen Zeiten manches Gute
stiften, um die wilde Zügellosigkeit der Menschen im Zaume zu halten,
und daher kam cs wol, daß Männer, die Christum von Herzen lieb
hatten, das Papstthum selbst beförderten, oder doch nicht dazu gelang,
ten, diese Macht, so viel an ihnen war, in der Meinung ihrer Zeit zu
stürzen. Denn selbst in dieser finstern und bösen Zeit war noch hie
und da ein Altar des Herrn, aus dem ein reines, helles, schönes Licht
brannte. So in dem Erzbischof Anselm in England, in der zweiten
Hälfte des Ii. Jahrhunderts, und im 12. Jahrhundert in dem Abt
Bernhard in Frankreich. Die Mawt der Päpste aber suchten sic nicht
zu brechen. Diese hatten auch noch dem Volke den Kelch beim hei-
ligen Abendmahl entzogen, um die Priesterwürde desto höher
zu heben, ja, man höre und staune, untersagten dem Volke sogar
das Bibellescn, um so alle Geister zu bevormunden und in Finster-
niß zu erhalten. Sündenvergebung und die zur Seligkeit nöthigen guten
Werke verkauften sie — für Geld. O cs war finstere, gottlose Zeit.
Das Salz war dumm geworden. Doch führte der Herr bald hie und
da herauf ein fernes Wetterleuchten!
230. Fortsetzung.
8. Gottes heiliger Geist konnte so zwar von Menschen betrübt
werden, aber aus der Kirche Christi konnte er doch nie ganz weichen.
Darum standen denn auch von Zeit zu Zeit in der Nacht dieser Jahr-
bundcrtc einzelne Männer auf. welche gegen das Papstthum sich setzten
und auf das reine Evangelium in der heiligen Schrift drangen. So
Peter Waldus im südlichen Frankreich im Jahre 1160. Durch flei-
ßiges Lesen in dem Worte Gottes lernte er immer mehr einsehen, daß
die Christenheit größtcntheils von dem rechten Wege abgewichen sei,
und er trug nun das, was er erkannt hatte, den hcilsbcgicrigen Seelen
vor. Bald sammelte sich eine kleine Gemeine gläubiger Seelen um
ihn, die mit ihm trachteten so zu leben, wie cs in der heil. Schrift allen
denen geboten ist, die da Christen sein wollen. Das Wort Gottes war
ihres Fußes Leuchte und ein Licht auf ihren Wegen. Vom Papst aber
wurden die Waldenser in den Bann gethan, so daß sie in Folge
harter Behandlung und Verfolgung sich nach allen Gegenden Europas
zerstreuten, aber dadurch auch einen guten Samen säeten. Sie wurden
mit Feuer und Schwert verfolgt. In Bingen am Rhein wurden 35
Bürger von Mainz, und 18 in Mainz selbst lebendig verbrannt —; der
Bischof von Straßburg ließ ebenfalls 80 Menschen verbrennen. Sic
starben wie die Märtyrer in den ersten Zeiten der christlichen Kirche
unter standhaftem Bekenntniß ihres Glaubens, und die verfinsterte Welt
sah auf einmal wieder ein Helles Licht des Glaubens aufgesteckt.
Noch entschiedener erklärte sich gegen die eingerissencn Mißbräuche
Johann Wiklef, Professor in"oxford in Engländern Jahre 1360.
Mit Muth und Geist bekämpfte er die Geistes- Tyrannei des Papstes
und der Geistlichen, so wie den Ablaß, das Mönchswcsen und viele
andere Irrthümer der katholischen Kirche. Seine zahlreichen Schriften
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Anselm Bernhard Peter_Waldus Johann_Wiklef Johann
Extrahierte Ortsnamen: England Frankreich Finster- Christi Frankreich Gottes Europas Bingen_am_Rhein Mainz Mainz
521
mit gräßlichen Teufclsgestaltcn bemalte Krone auf und sagten:
Wir übergeben deine Seele den Teufeln in der Hölle. Huß antwortete:
»Und ich befehle sie meinem Herrn Jesu Christi, der einst gar eine Dor-
nenkrone trug.-- Auf dem Wege zum Nichtplatz sahe er feine Schriften
verbrennen. Auf dem Richtplatzc knicetc er nieder und betete: "Zn
deine Hände befehle ich meinen Geist.-- Schon sollte der Holzstoß ange-
zündet werden, als er noch gefragt wurde, ob er seine Ketzereien ab-
schwören wolle; er aber blieb bei seiner früheren Antwort. Als man
das Feuer anzündete, fing Huß mit heller Stimme an zu singen: "Jesus
Christus, du Sohn des lebendigen Gottes, der du für uns gelitten hast,
erbarme dich mein!» Seine Äsche streute man auf den Rhein. Sein
Freund Hieronymus von Prag, der lehrte und strebte wie Wiklef
und Huß, wurde erst lange in einem finstern Kerker eingesperrt und dann
am 30. Mai 1416 zum Scheiterhaufen geführt. Er bekannte und starb
wie Huß. So mußte das Licht des Evangeliums erst wieder mit Blut
erkauft werden.
In Böhmen erregte der Tod dieser treuen Zeugen der Wahrheit
große Unruhen, und es entstand der furchtbare Hussitenkrieg von
1420— 1434. Die wahren Änhänger Huß sonderten sich 145t ab, und
stifteten im Schlesischen Gebirge eine Gemeine, deren Mitglieder sich
Brüder nannten und die ganz nach dem Muster der Apostolischen
Gemeinen zu leben beschloß.
Noch müssen hier genannt werden zwei Männer dieser Zeit, die
zwar Anhänger der herrschenden Kirche blieben, aber in lauterem Sinn
lind Christi Geist außerordentlich segensreich wirkten. Johann Tau-
lcr, ein Dominikanermönch nach dem Jahre 1300 drang in Predigten
lind Schriften vorzüglich auf wahre Gottseligkeit lind erklärte die heil.
Schrift sehr erbaulich. Luther versichert, nach der heil. Schrift habe
er aus keinem Buche mehr gelernt, als aus Taulcrs Schriften. , Doch
wurde auch Taulcr hie und da verketzert. — Dann schrieb Thomas von
Kcmpis, ein Augustinermönch, im 14. Jahrhundert ein Buch über die
Nachfolge Christi, das fast in alle europäischen Sprachen übersetzt
wurde. -Die Nachfolge Christi ist das schönste Buch, das je aus Men-
schenhänden kam — denn das Evangelium kam nicht aus Menschen-
händen- — sagt Fontcnclle. Es ist noch immer neu — um ein Ge-
ringes — für 1 K zu kaufen.
Im Ganzen aber war die Christenheit so tief gefallen, daß das,
was die Heiden in den ersten Jahrhunderten an den Christen gethan
hatten, jetzt die thaten, die sich Christen nannten, und zwar an denen,
die Christi wahre Nachfolger zu sein sich bestrebten. Sie hatten Gottes
Wahrheit in Lügen verwandelt. Ja, Finsterniß bedeckte das Erdreich,
und Dunkel die Völker. Das Wort Gottes, das reichlich unter den
Christen wohnen soll, war fast allgenlein unbekannt, und ein Zeitgenosse
betheuert, daß in ganz Deutschland um keinen Preis ein griechisches Te-
stament zu haben gewesen sei. Der Papst und seine Diener begingen
die Gotteslästerung, und verkauften um Geld die Sündenvergebung.
Und von dem Orte, wo das angebliche Oberhaupt der Christenheit sei-
nen Sitz hatte, sagte selbst ein Freund deö Papstes: "Aus allen Orten,
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Extrahierte Personennamen: Jesu_Christi "Jesus
Christus Christi Johann Thomas_von
Kcmpis Fontcnclle Christi
Extrahierte Ortsnamen: Nichtplatz Gottes Rhein Prag Christi Christi Gottes Deutschland
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digten so mitunter viermal am Tage. Sperrte auch der ka-
tholische Geistliche die Kirche, so versammelte man sich in dem
größten Hause in der Gemeinde. Oft vertheidigte der eine Pre-
diger die eine, der andere die andere Lehre; sie predigten dann
hintereinander oder disputirten miteinander, was bisweilen frei-
lich sehr heftig ausartete. Mitunter lebten sie auch friedlich ne-
beneinander und schloffen zum Theil sehr merkwürdige Vergleiche,
so daß der Eine das Predigen, der Andere die übrigen Amts-
handlungen verrichtete, jeder nach seinem Glauben. War an
gar kein Auskommen zu denken, so pflegte auch wol der katho-
lische Prediger mit dem besten Kirchengut davon zu gehen,
worauf sich die Gemeinde dann selbst schnell einen neuen Pre-
diger wählte und im Nothfall ersuchte sie selbst auswärtige Be-
hörden um Überlassung eines solchen. Auch fing ivol der eine
oder andere Zuhörer an, den katholischen Geistlichen zu unter-
brechen und die Predigt wurde dann eine Disputation zwischen
Prediger und Zuhörern, woran, wer Lust hatte, Theil nahm.
In Pellworm kamen einige Wittenberger Studenten in den
Ferien nach Hause und reformirten auf eine solche Weise die
Kirchen. Daß man endlich sich gegenseitig besprochen, belehrt
und zurechtgeholfen, daß man geübt habe den Spruch: "der
aber unterrichtet wird mit dem Wort, der theile mit allerlei
Gutes dem, der ihn unterrichtet:" das darf, wenn man jene
Vorgänge erwägt, sicher nicht bezweifelt iverden. Die Haltung,
die indessen die Regierung beobachtete, war bewunderungswürdig;
sie ließ der ganzen Sache vollkommen ihren Lauf und verfügte
nur im Jahre 1521, daß Niemand seiner Glaubensmeinung
wegen verfolgt iverden solle. Erst 1526, als der Sieg der
neuen Lehre nicht mehr verborgen war, berief sie angesehene lu-
therische Theologen ins Land, nämlich den Eberhard Wei-
densee nach Hadersleben, Gerhard Slewarth nach Flens-
burg und Marquard Schuld orp nach Gottorf; letzterer re-
formirte auch besonders Kiel. Jetzt erst entzog man den Bi-
schöfen die geistliche Gewalt und es erfolgte Absetzung von Wi-
derspenstigen, jedoch anfangs nur so, daß sie schlechtere und un-
bequemere Pfarren erhielten. Nur ganz allmälig änderte man
die Kirchenverfassung, weil auf den Landtagen, wo die hohe ka-
tholische Geistlichkeit so große Macht hatte, die Regierung den
thätigsten Widerstand erfuhr. Noch 1510 sielen auf dem Rends-
burger Landtage heftige Scenen vor, und es bedurfte des ganzen
Ansehens und der Geschicklichkeit Johann Ranz au's, des be-
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